Empfindliche Zähne
Dentinhypersenisibilität: Ursachen, Symptome, Therapien
Erfahren Sie hier, wie empfindliche Zähne entstehen, welche Risiken damit verbunden sind und wie Sie Dentinhypersenisibilität vorbeugen können.
Ein Großteil der Bevölkerung spürt irgendwann in seinem Leben, das die eigenen Zähne sensibel reagieren. Aber nicht immer spricht man hier von sensiblen Zähnen. Typischerweise werden nie einzelne Zähne auffällig. Die Zähne reagieren auf bestimmte Reize. Diese Reize äußern sich zunächst meist kurz und mit einem leicht ziehenden oder stechenden Schmerzes. Diese Reize stehen beispielsweise im Zusammenhang mit schnellen Temperaturunterschieden, bei Essen von Eis, oder beim Reinigen der Zähne.
Dabei ist bestmöglich in einem Fachgespräch mit dem Zahnarzt Ihres Vertrauen zu unterscheiden, beklagt der Patient Zahnschmerzen oder Hypersenisibiläten? Doch was bedeutet das, wie unterscheidet man die typischen Schmerzen?
Diesen Unterschied ermittelt der Experte gemeinsam mit den Patienten mittels eingehender Befundung. Bei der Analyse beurteilt die der Art, die Intensität und die möglichen Ursachen für die hervorgerufenen Schmerzen. Im Gespräch werden zudem verschiedene Randbedingungen wie die typische Ernährungsgewohnheiten und z.B. bulimische Probleme beleuchtet, genau wie die Häufigkeit des Genusses von z.B. sauren Getränken.
Die Diagnose DHS (Dentinhypersenisibilität) kann nur im Ausschlussverfahren erfolgen.
Ursachen für empfindliche Zähne
Zunächst muss man verstehen, wann und wodurch Schmerzen entstehen können.
- Karies und undichte Füllungen oder Kronen
- Zahnfrakturen
- endodontische Probleme, also wurzelkranke Zähne
- Parodontitis, bedeutet zahnfleischkranke Zähne, oder Zahnfleischrückgang
- Überempfindlichkeiten nach Behandlungen wie Zahnaufhellungen (Bleaching) sowie parodontologische Reinigungen (z.B. professionellen Zahntaschenreinigungen)
- z.B. nach Unfällen oder Stürzen (traumatische Okklusion)
Diese Diagnose kann mittels Röntgenbilder (z.B. Bissflügelaufnahmen) abgesichert werden. Weiterhin helfen die Verwendung von Kältespray und Klopftests sowie die Sichtprüfung unter Lupenbrille nach Rissen und Erosionen (Abtrag von Zahnschmelz) um die Ursachen zu bestimmen.
Diese oben genannten Ursachen betreffen meist die Erkrankung eines Zahnes. Erst ausgeschlossen werden kann, dass keiner dieser Fälle besteht, kann davon ausgegangene werden, dass es sich um DHS (Dentinhypersenisibilität) handelt.
DHS (Dentinhypersenisibilität) betreffen meist mehrere Zähne. Zudem liegen andere potentierte Ursachen für DHS vor. Im Inneren der Zähne befindet sich das Dentin, das normalerweise von hartem Zahnschmelz oder dem Zahnfleisch geschützt wird. Liegt das Dentin (der weichere innere Teil des Zahnes) frei werden Dentintubulies (Kanäle im Dentin) geöffnet und so tritt meist Schmerzempfindlichkeit auf.
Ursachen für DHS (Dentinhypersenisibilität)
- Erosionen: Der Abtrag den Dentins wird oftmals durch falsche Ernährung z.B. durch Aufnahme von Nahrungsmitteln verursacht, die z.B. zu viel Säure enthalten. Viel Säure im Mundbereich sorgt. z.B. auch bei Refluxerkrankungen, bei der Magensäure im Mund Schädigungen verursachen können.
- Übersteigerte Mundhygiene: Falsche Putztechniken, horizontales Schrubben. Dabei ist das Maß für den Druck auf die Zähne und die Ausprägung der Putzrichtung zu intensiv, zu einseitig, zu stark, ggf. auch mit den falschen Zahnbürsten z.B. mit zu harten Borsten. Dies kann noch gesteigert sein, wenn zudem zudem abtragende (abrasive) Zahncremes genutzt werden.
- Parafunktionen Pressen und Knirschen der Zähne: Die Ursachen für diesen Bruxismus (nächtliches Zähneknirschen) sind oftmals Schlafmangel und Stress.
- Fluridmangel: Die häufigste Ursache bei Fluridmangel ist einseitige oder falsche Ernährung sowie eine falsche Zahnpflege.
- Zahnfleischerkrankungen: Zahnfleischrückgang, bewirkt freiliegende Zahnhälse und Wurzeloberflächen, die Schmerzen verursachen.
- Medikamente: Bestimmte Arzneimittel (z. B. Acetylsalicylsäure)
Risiken bei vorhandenen DHS (Dentinhypersenisibilität)
Welche Risikofaktoren spielen bei DHS eine Rolle?
- Mangelnde Mundhygiene: Aufgrund der schmerzempfindlichen Zähne reagieren Patienten häufig mit verminderter oder unzureichender Zahnreinigung, da diese erneut z.T. starken Schmerzen verursachen.
- Zahnarztangst: Verstärkt wird diese Situation unter Umständen noch, wenn sich Patienten wegen der entstandenen ersten Schmerzen, oder zudem sich aus Angst vor weiteren Schmerzen, z.B. als Angstpatient, nicht in die notwendige Behandlung in professionelle Behandlung beim Zahnarzt begibt.
- Nicht richtiges Erkennen der Erkrankung DHS: Auch für einen Zahnarzt kann die Differenzierung eine Herausforderung darstellen. Es gilt die richtigen Ursachen zu finden und die korrekten Therapiewege abzuleiten. Oftmals führen unerkannte abrasive Eckzähne zu fehlenden Frontzahnführungen. Dadurch werden die Zähne massiv abgenutzt und das Dentin liegt frei.
Expertentipp:
Bei empfindlichen Zähnen ist es wichtig, im Moment des Auftretens trotzdem nicht auf die Mundhygiene zu verzichten. Trotz der auftretenden Schmerzen empfehlen wir das normale Putzen mit z.B. speziellen Zahncremes.
Behandlung von empfindlichen Zähnen
Die beginnende Therapie für den Patienten besteht zunächst in der professionelle Instruktionen zur Mundhygiene in Verbindung mit desensibilisierenden Zahncremes und Mundspülungen sowie eine für den Patienten passende Ernährungsberatung. Dabei sind parallel allgemeine Erkrankungen oder deren Ursachen abzuklären (z.B. Reflux).
Die Behandlung von DHS kann in Abhängig von der Intensität der Schmerzen des Patienten beginnen mit der kombinierten Anwendung von Zahnpasten mit Präparaten wie beispielsweise GC Tooth Mousse sowie Fluridierungsschienen im Ober- und Unterkiefer. Besonders die Aminosäure L-Arginin, die auch in rohem Fleisch, Fisch oder Milchprodukten vorkommt, verhindert das Entstehen von Plaque. Bisher wird sie schon in Zahnpasten für sensible Zähne eingesetzt 1.
Eine weitere Möglichkeit besteht in der Anwendung, dem Aufbringen von speziellen Lacken zur Reduktion der Sensibilität der Zähne. Im Falle, dass dies nicht ausreichend ist, können noch die Verwendung oder der Ersatz von adhäsive Kunststofffüllungen mit Dentinbonding-Systemen helfen.
In bestimmten Fällen ist es notwendig, Patienten individuelle Schutzschienen anzufertigen. Diese schützen vor dem Verbrauch und den Abrieb des eigenen Zahnschmelzes. Wichtig dabei ist, dass diese auch regelmäßig von den Patienten getragen werden.
Expertentipp:
Gerade stark abgeschliffenen oder abgeknirschte Zähnen führen einem abgenutzten Kiefergelenk und resultierende Kompressionen des Diskus (Zwischenscheibe) im Kiefergelenk und damit zur Erkrankung des Kiefergelenkes selbst (CMD craniomandibuläre Disfunktion). Dem gilt es frühzeitig entgegen zu wirken und schon mit den ersten Anzeichen von Schmerzen sich in vertrauensvolle Hände zu begeben.
Dr. med. dent. Stanislav Kucher, Zahnarzt & Implantologe.
In diesem Zusammenhang sollten auch zumindest ein Beratungsgespräch beim Paradontologen erfolgen. Zielstellung ist, die Situation für das Zahnfleisch zu verbessern, es ggf. wieder so herzustellen, dass es auf natürliche Art und Weise die Dentis im Wurzelbereich schützt. Er kann dabei auf verschiedene Methoden zurückgreifen, die den Patienten individuell helfen können.
Hausmittel gegen schmerzempfindliche Zähne
Eine ideale eigene Zahnpflege ist eine hervorragende Prävention gegen schmerzempfindliche Zähne. Die Empfehlungen des ABC Zahnzentrums für die häusliche Mundhygiene sind:
Was ist die richtige Art und Weise der Zahnreinigung bei sensiblen Zähnen?
Das Motto ist immer: Nicht zu fest und nicht zu oft die Zähne zu putzen! Informieren Sie sich doch gern bei uns über eine schonende und sanfte Zahnputztechnik.
Welche Zahnbürste passt am Besten?
Verwenden Sie dabei immer eine Zahnbürste mit weichen Borsten, denn dadurch schützen Sie Ihre Zähne. Zudem können Sie eine Schallzahnbürste anwenden, diese sind sanft und wirksam zugleich. Individuell angepasste Interdentalraumbürstchen helfen, die Zahnzwischenräume adäquat zu pflegen.
Welche Zahncremes wirken und schützen zugleich?
Natürlich können Sie spezielle sanfte Zahncremes mit desensibilisierenden Substanzen für schmerzempfindliche Zähne verwenden. Diese sind auf senbsible Zähne und dem Anspruch der guten Reinigungsergebnisse optimiert.
Helfen zusätzliche Flurodierte Mittel?
Zusätzliche Intensivfluoridierung einmal pro Woche sind empfehlenswert für Patienten mit schmerzempfindlichen Zähnen.
Wann und wie oft putzt man in diesen Fällen?
Regelmäßig Zähneputzen und die Verwendung von Zahnseide sind das A und O der täglichen Mundpflege bei schmerzempfindlichen Zähnen. Achten Sie bitte darauf, nicht direkt nach dem Essen die Zähne zu putzen. Auch eine regelmäßige professionelle Zahnreinigung ist trotz Schmerzen zu empfehlen.
Das Tragen von Schutzschienen
Sollten Sie von Ihrem Zahnarzt eine Schutzschiene erhalten haben, so achten Sie bitte darauf, dass sie diese auch tragen.
Worauf sollte der Patient bei der Ernährung achten?
Wir empfehlen unseren Patienten mit schmerzempfindlichen Zähnen stark säurehaltige Lebensmittel wie Fruchtsäfte, kohlensäurehaltige Getränke, Limonaden, Weißweinessig zu vermeiden oder zumindest deren Genuss zu reduzieren.
Expertentipp:
Ich empfehle meinen Patienten in Fällen mit schmerzempfindlichen Zähnen desensibilisierende Präparate zu applizieren. Diese machen die Behandlungen für den Patienten erträglicher. Da es zeitlich begrenzt wirkt, ist die Anwendung eines Oberflächenanästhetikums oder Lokalanästhesie unter Umständen sinnvoll.
Quellen
- L-Arginine Destabilizes Oral Multi-Species Biofilm Communities Developed in Human Saliva, journals.plos.org/plosone/article^
Wichtiger Hinweis
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist nur über eine direkte Kontaktaufnahme möglich.
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